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Aus medizinischer Sicht: Der Verzehr von Speiseeis näher betrachtet

 
Heute begeben wir uns thematisch mal auf eine kleine Reise abseits von Zutaten, Rezepten und Eiskompositionen. Durch puren Zufall schwebten mir einige medizinische Fragen rund un unseren Eiskonsum im Kopf herum, als sich am Folgetag Patrick mit seinem Blog im Blogger Forum angemeldet.
Hier hat der Zufall doch deutlich geholfen. Insofern darf ich euch heute noch einen Gastbeitrag präsentieren. Vorab aber noch ein Worte zu Patrick.
Patrick studiert derzeit Humanmedizin hat aber schon einiges an Erfahrungen sammeln können. So hat er während seinem Zivildienst die Prüfung zum Rettungssanitäter abgelegt und konnte auch in die Arbeit des Rettungsassistenten hineinschnuppern.
Auf seinem Blog (http://www.medizinus.info/) berichtet er über diverse medizinische Themen.



Liebe Leser von „selbstgemachtes Eis“,
der Sommer steht vor der Tür. Die ersten sonnigen Tage mit über 20 Grad liegen hinter uns und so sehnt sich der ein oder andere nach der ersten Eiskugel. Doch was passiert in unserem Körper nach dem Verzehr von Speiseeis und gibt es eventuell sogar gesundheitliche Gefahren? Martha hat mich gebeten diesen Fragen auf den Grund zu gehen und so darf ich euch heute die Ergebnisse zum Thema Speiseeis und Gesundheit beantworten.

Wie viel Eis ist eigentlich gesund?
Eine Empfehlung zur optimalen Eismenge pro Tag existiert leider nicht. Sicher belegt werden kann nur, dass zu viel Eis ungesund ist. Welche Menge dies ist hängt von der Eissorte ab, denn problematisch stellt sich hierbei die Kalorienaufnahme dar.
Die Kalorien entsprechen dem Brennwert, also der Energie, die unser Körper durch das Verdauen von Eis erhält. Nehmen wir über den Tag verteilt mehr Energie auf als wir verbrauchen legt der Körper Energiereserven in Form von Fett an. Ein hoher Eiskonsum kann somit zu Übergewicht führen.
Mengentechnisch liegt das Wasser- oder Milcheis vorne. Diese Sorten gelten in der Regel als kalorienärmer gegenüber Sahneeis oder sehr zuckerhaltigen Eissorten aus der Tiefkühltruhe.

Laut neusten Studien trägt der Konsum von Eis jedoch auch zur Förderung der Gesundheit bei. So sorgt das Speiseeis, laut einem Artikel auf „Die Welt“, für kurzzeitige Erholung und Entspannung. Schädlichem Stress wird entgegengewirkt, was den Gesundheitszustand fördert. Die optimale Dosis beträgt laut diesem Artikel rund zwei Kugel Eis pro Tag. Diese Menge halte ich allerdings für durchaus fragwürdig, denn zwei Kugeln Eis entsprechen bis zu 400 kcal (circa 15-20% der Tagesenergie eines Mannes).

Wie in allen Bereichen der Gastronomie sollte auch erwähnt werden, dass es zu "Verunreinigungen" von Speiseeis kommen kann. Wie in allen Restaurants oder Lebensmittelbetrieben ist eine Kontamination mit Bakterien oder Schimmelsorten denkbar. Durch die geringe Lagerungstemperatur von Speiseeis wird der Vermehrung der Keime allerdings effektiv entgegengewirkt. Erkankungen in Folge eines Besuchs in der Eisdiele stellen somit die Ausnahme dar.

Unterkühlung durch Eiskonsum?
So schön kühl und erfrischend das Eis auf der Zunge auch sein mag, ernsthafte Unterkühlungen durch Speiseeis sind nahezu ausgeschlossen.
Bereits im Mund wird das Eis stark erwärmt. Je nach Schleckgeschwindigkeit kann es zwar durchaus sein, dass noch kaltes Eis den Magen erreicht, doch spätestens dort erfolgt die Erwärmung auf 37 Grad Körpertemperatur.
Ein zu schnelles Verzehren von kalten Getränken oder Eis kann allerdings zu Magenkrämpfen führen. Diese sind Folge einer lokalen "Unterkühlung" des Magens. Dieser beginnt sich zu kontrahieren um so Wärme zu produzieren. Dieses Phänomen ist allerdings nicht mit einer generalisierten Unterkühlung des ganzen Körpers vergleichbar.
Obwohl ein Eis kühlende Wirkung auf die Mund- und Magenschleimhaut hat, stellt sich auch nach dem Verzehr keine effektive Abkühlung des Körpers ein. Direkt nach dem Eisessen steigt sogar der Energieverbrauch im Körper. Zum einen wird das Eis auf Körpertemperatur erwärmt zum anderen erfordert der Verdauungsprozess selbst einen gewissen Energieaufwand. Diese Prozesse können im dümmsten Fall sogar dazu führen, dass der Körper zusätzliche Wärme durch Muskelkontraktionen produzieren muss. Trotzdem bleibt ein psychischer, kühlender Effekt. Denn die Empfindung "kaltes Eis auf der Zunge" sorgt in unserem Gehirn für eine wahrgenommene Kühlung und Erfrischung.

Gehirnfrost
Das Phänomen des Gehirnfrostes oder Kältekopfschmerzes ist noch nicht sicher geklärt. Die aktuelle Meinung stellt den Kopfschmerz in Verbindung mit Kälte am Gaumen. Durch die Abkühlung des Gaumes verkrampfen die Gefäße der Gaumenregion, was zum typischen Kopfschmerz in der Stirn- und Schläfenregion führen soll.
Ebenso könnte eine Abkühlung der Luft in den Nasennebenhöhlen zum Kopfschmerz führen. Da sich kalte Luft zusammenzieht entsteht durch ein plötzliches Abkühlen der Nasennebenhöhlen ein Unterdruck, welcher als stechender Schmerz empfunden werden kann.
Auch eine Schutzreaktion des Gehirns steht zur Diskussion. So geht der Körper durch die Gaumenabkühlung von einer Unterkühlung des Gehirns aus. Die Folge ist eine schlagartige Erhöhung der Durchblutung. Diese sorgt für einen steigenden Druck im Gehirn, was wiederum als Gehirnfrost wahrgenommen werden kann.
Welche Theorie zum Gehirnfrost führt ist an dieser Stelle eigentlich auch egal. Wichtig ist, dass der Kältekopfschmerz durch langsames Verzehren von kalten Getränken oder Speisen verhindert werden kann. Und sollte er doch einmal einsetzen gilt es schlimmstenfalls abzuwarten, denn nach wenigen Minuten verschwindet der Gehirnfrost auch wieder.

Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig Einblick in das Thema Eis und Gesundheit bieten. Ich wünsche euch allen viel Genuss und Spaß bei der nächsten Kugel Eis und freue mich über Kommentare, Feedback oder Fragen zu dieser Thematik.